Die baltischen Staaten heute

 

Litauen

Der südlichste Staat des Baltikums ist Litauen, in der Landessprache Lietuva genannt. Litauen ist das größte der baltischen Länder, mit einer Fläche von rund 65.300 Quadratkilometern, und das bevölkerungsreichste: knapp drei Millionen Menschen leben dort, davon etwa 543.000 in Litauens Hauptstadt Vilnius. Über 80 Prozent der Einwohner Litauens sind Litauer; Russen und Polen stellen rund acht und sechs Prozent der Bewohner.

Im Westen grenzt es an die Ostsee, im Süd-Westen an Russland und Polen, im Süden an Weißrussland, im Norden schließlich an Lettland.

Die Nationalhymne Litauen, unser Vaterland veröffentlichte der Journalist Vincas Kudirka (1858 bis 1899) in der von ihm herausgegebenen nationalen Zeitung Varpas im Jahr 1898, während der Zeit des "ersten nationalen Erwachens".

Litauen erklärte sich am 11. März 1990 als erste Sowjetrepublik zum souveränen Staat und benannte den bisherigen litauischen Obersten Sowjet in Verfassunggebende Versammlung um. Island war daraufhin der erste Staat, der, noch 1990, das unabhängige Litauen anerkannte. Am 8. Februar 1991 erklärten 85 % der Litauer noch zu Sowjetzeiten in einer Volksabstimmung ihr ‚Ja‘ zur Unabhängigkeit des Landes. Im August 1991 erkannten die Sowjetunion und dann auch die Länder des Westens die Unabhängigkeit Litauens, wie auch der Nachbarländer Lettland und Estland an.

Litauen wurde am 29. März 2014 Mitglied der NATO, am 1. Mai 2004 Mitglied der EU. Seit 21. Dezember 2007 ist Litauen Teil Teil des Schengener Raums.

Das Land hat die Staatsform einer parlamentarischen Republik mit einem starken Präsidenten als Staatsoberhaupt. Dieser wird direkt vom Volk für fünf Jahre gewählt. Seid der Wahl am 25. Mai 2014 ist Dalia Grybauskaitė als parteilose Konservative Präsidentin in ihrer zweiten Amtszeit. Eine erneute Wiederwahl ist nicht möglich.

Der Regierungschef Litauens ist der Premierminister Algirdas Butkevičius, Mitglied der Sozialdemokratischen Partei.

 

 

Lettland

Lettland, auf Lettisch Latvija, liegt in der Mitte der drei baltischen Staaten. Seine Fläche beträgt 64.590 Quadratkilometer. Von den im Mai 2014 knapp zwei Millionen Einwohnern leben rund 745.000 in der Hauptstadt Riga. Nur etwa 57 Prozent der Bürger Lettlands sind Letten, fast 30 Prozent der Bevölkerung sind Russen.

Geografisch gesehen grenzt das Land im Süden an Litauen und im Norden an Estland, im Westen befindet sich die Ostsee und im Osten Russland und Weißrussland.

Die lettische Nationalhymne Gott, segne Lettland schrieb und komponierte Kārlis Baumanis um 1870, im Zuge des "ersten nationalen Erwachens". Er verwendete als erster das Wort Latvija (Lettland). Der Verein der Letten zu Riga widmete sich der Suche nach einem nationalen Volksepos: Andrejs Pumpurs (1841 bis 1902) verfasste 1888 das Epos Bärentöter. Es verherrlicht die nationale Vergangenheit und beschreibt die moralische Überlegenheit der Letten gegenüber ihren Unterdrückern mit der Hoffnung auf Befreiung.

Am 4. Mai 1990 erklärte Lettland seine Unabhängigkeit von der Sowjetunion für wieder hergestellt. Dieser Vorgang, dem, wie in den beiden anderen baltischen Staaten, die sogenannte Singende Revolution vorausgegangen war, wurde seitens der Sowjetunion am 21. August 1991 gemeinsam mit der Unabhängigkeit Litauens und Estlands anerkannt. Anfangs galt Lettland politisch und wirtschaftlich als instabil. Insbesondere die Minderheitenpolitik gegenüber der russischen Bevölkerung war international umstritten. Am 20. September 2003 stimmten bei einer Wahlbeteiligung von 72,5 % in einem Referendum 67 % der Letten für den Beitritt ihres Landes am 1. Mai 2004 zur EU. Am 29. März 2004 wurde Lettland gemeinsam mit den beiden anderen baltischen Staaten Mitglied der NATO. Am 27. Dezember 2007 trat das Land dem Schengener Abkommen bei. Zum 1. Januar 2014 wurde in Lettland der Euro als Währung eingeführt.

Lettland hat das Regierungssystem einer parlamentarischen Demokratie, so wie Deutschland. Das Staatsoberhaupt ist seid dem 8. Juli 2011 der parteilose Präsident Andris Bērziņš. Er steht der Union der Grünen und Bauern nahe.

Regierungschefin ist Ministerpräsidentin Laimdota Straujuma. Sie gehört der liberal-konservativen Partei Einigkeit an. Seit dem 22. Januar 2014 ist sie als erste Frau Ministerpräsidentin der Republik Lettland.

 

 

Estland

Der kleinste Staat des Baltikums ist Estland, im Estnischen Eesti genannt, mit einer Fläche von nur 45.226 Quadratkilometern. Somit ist das Land sogar kleiner als das Bundesland Niedersachsen. Estnisch ist die einzige Sprache des baltischen Raumes, die nicht indo-europäischen Ursprungs sondern mit dem Finnischen verwandt ist.

Zu Estland gehören rund 1.521 Inseln und 3.794 Kilometer Ostseeküste. Die Hauptstadt Tallinn hat rund 400.000 Einwohner. 67 Prozent der etwa 1,36 Millionen Bürger Estlands sind Esten, mit 25 Prozent Anteil an der Bevölkerung stellen die Russen die größte Minderheit.

Das Land grenzt im Süden an Lettland, im Norden und Westen an die Ostsee, im Osten an Russland.

Die Dichterin Lydia Koidula (eigentlich Lydia Emilie Florentine Janssen, 1843 bis 1886) vollzog mit dem Gedicht Mein Vaterland ist meine Liebe einen großen Schritt hin zur Bildung nationalen estnischen Bewusstseins: 1869 vertonte der Komponist Alexander Kunileid (1845 bis 1875) dieses Gedicht für das erste estnische Sängerfest in Dorpat (heute Tartu).

Estland erklärte sich 20. August 1991unabhängig von der damaligen Sowjetunion. Nach der völkerrechtlichen Anerkennung Estlands wie Lettlands und Litauens durch die UdSSR am 6. September wurden die drei baltischen Staaten am 17. September 1991 als Vollmitglieder in die UNO aufgenommen. Am 29. März 2004 wurde Estland Mitglied der NATO. Nach einem positiv verlaufenen Referendum im September 2003 wurde Estland am 1. Mai 2004 in die EU aufgenommen und trat gleichzeitig dem Schengen-Abkommen bei. Als erster der baltischen Staaten führte Estland am 1. Januar 2011 den Euro als Währung ein.

Estland hat das Regierungssystem einer parlamentarischen Demokratie, so wie Deutschland. Staatspräsident ist zur Zeit (2014) Toomas Hendrik Ilves, Mitglied der Sozialdemokratischen Partei (Sotsiaaldemokraatlik Erakond). Es ist seine zweite Amtszeit.

Staatschef ist Taavi Rõivas. Er gehört der liberalen Estnischen Reformpartei an. Seit 26. März 2014 ist er Ministerpräsident der Republik Estland. Und ist somit zu diesem Zeitpunkt mit seinen 34 Jahren der jüngste Regierungschef der EU.

 

 

Erste Ausstellungstafel zur Konfliktlösung im Baltikum
Baltikum – Tafel 1

Weitere Seiten zum Baltikum

Geschichte
Mehr zur Geschichte
Freiheitskampf
Mehr zum baltischen Freiheitskampf
Sängerfeste
Mehr zu den Sängerfesten